Multimodale, beziehungs- und ressourcenorientierte

Autismustherapie

Therapiekonzept

Die Basis der therapeutischen Arbeit sind die sozial-emotionalen Entwicklungskompetenzen, die neurotypische Kinder in der Regel in den ersten sechs Lebensjahren entwickeln. Kinder mit Autismus haben durch ihre neurobiologischen Unterschiede manchmal Schwierigkeiten, all diese Kompetenzen zu meistern. Sie sind jedoch die Basis für jedes weitere Lernen: Wenn ich nicht reguliert bin (überdreht oder unterstimuliert und selbstversunken) und meine Aufmerksamkeit nicht fokussieren und mit einer anderen Person teilen und mit ihr auf irgendeine Art kommunizieren kann, ist soziales Lernen unmöglich. Daher liegt der Fokus bei jungen Kindern oder auch älteren Personen mit Beeinträchtigungen in diesen Bereichen auf der Förderung dieser Basiskompetenzen. Ist diese Basis vorhanden, kann mehr kognitiv und gezielt an bestimmten Fähigkeiten gearbeitet werden. Parallel und vermehrt gegen Ende  der Therapie stehen dann auch allgemeine (nicht Autismus spezifische) Ziele im Vordergrund. Die Basis dafür wird jedoch in der Entwicklungsförderung und dem Aufbau von Kompetenzem gelegt.


1) Entwicklungsorientierte Förderung

Ganzheitliche Förderung der funktionalen emotionalen Entwicklungskompetenzen

 

Vorsprachlich:

  • (Selbst)regulation 
  • Fokussierte und geteilten Aufmerksamkeit
  • Soziale Bezugnahme und soziale Motivation 
  • Initiierung sozialer Interaktionen mithilfe von Gesten und nonvervaler Kommunikation
  • Nachahmung
  • Komplexes gemeinames Problemlösen mithilfe von zusammenhängenden Interaktionsmustern
Sprachlich:
  • Brücken bauen zwischen Gedanken
  • Geschichten erzählen anhand von logisch/emotionalem Denken, auch über Vergangenes und die Zukunft

Methoden:

  • Hauptsächich: DIR/Floortime
  • Ergänzend: Beziehungsorientierter Einsatz verhaltenstherapeutischer Methoden, TEACCH

2) Verhaltensmöglichkeiten erweitern

Skillstraining - gezielter Aufbau von Fähigkeiten

  • Training sozialer Kompetenzen und des sozialen Denkens
  • Stärkung der interozeptischen Wahrnehmung (den eigenen Körper und die eignen Gefühle wahrnehmen)
  • Mentalisieren (über die eigenen mentalen Zustände un die anderer reflektieren)
  • Gefühle bei anderen erkennen und verstehen

  • Emotionsregulation: Umgang mit schwierigen oder zu intensiven Gefühlen lernen

  • Flexibilität,

    Handlungsplanung und Selbstorganisation

     

Methoden u.a.:

  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • TEACCH
  • Social Storys
  • Comic-Strip-Conversations
  • Interoception-Curriculum

 

3) Allgemeine therapeutische Ziele

Reifung und Entwicklung über die Lebensspanne

  • Selbstwert und Selbstakzeptanz
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Stärkung von Resilienz & Kohärenzgefühl - Die Welt als:
    • handhabbar
    • verstehbar
    • sinnhaft erleben
  • Realistische Zukunfts-perspektiven entwickeln
  • Entwicklungsaufgaben bewältigen

Methoden:

  • Humanistische Psychotherapie (Klientzentrierte Gesprächstherapie, Focusing)
  • Kognitive Ansätze, z.B. ACT (Akzeptanz-Commitment-Therapie)
  • Methoden der postiven Psychlogie und des Empowerments

Unser Ansatz ist:

multimodal & individuell

Autismus als neurobiologische "Grundausstattung" wirkt sich auf ganz verschiedene Aspekte des Menschseins aus: Vom Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Kommunizieren, sozialen Interagieren bis hin zum Handeln, den Interessen und der Motorik. Daher ist Autismustherapie - ganzheitlich verstanden - eine sehr komplexe Hilfeform, die auf dem Wissen aus verschiedenen Fachdisziplinen basiert. Eine multimodale Therapie integriert verschiedene Autismus spezifische und allgemein therapeutische Ansätze, um dem unterschiedlichen Bedarf von Menschen mit verschiedenen Formen und Schweregraden von Autismus/ASS und in verschiedenen Lebensabschnitten gerecht zu werden. So individuell, wie jeder Mensch mit Autismus ist, so individuell muss und sollte daher auch der Therapieplan sein, der die Basis für die therapeutische Arbeit darstellt.

beziehungsorientiert

Menschen sind soziale Wesen - ja, auch Menschen mit Autismus/ASS! :-) Ihr Rückzug in die eigene Welt und die Meidung sozialer Kontakte ist nicht "angeboren" und primär, sondern sekundär und geschieht mehr aus Hilflosigkeit, Überfroderung und Magel an Alternativen. Lernen und Entwicklung geschieht immer in Beziehung mit anderen Menschen, mit denen wir affektiv (emotional) verbunden sind. In der Therapie liegt daher der Fokus auf dem Erleben von Freude und Sinnhaftigkeit in Beziehungen und dem "wecken" der "sozialen Bahnen" im Nervensystem.

ressourcen- & Empowermentorientiert

In der Therapie geht es nicht nur um die Schwiergkeiten oder "Defizite", sondern ganz besonders auch um die individuellen Ressourcen und Stärken. Was kannst du gut? Woran hast du Freude? Was gibt dir Kraft? Was für ein Mensch möchtest du sein? Mit welchen Fähigkeiten und Qualitäten kannst du dich in deinem sozialen Unfeld und in der Gesellschaft einbringen? Welche Stärken kannst du z.B. für einen Beruf nutzen? Was schätzen andere Menschen an dir? Wie kannst du dein Leben selbstbestimmt gestalten?

Menschenbild und ethische Grundsätze

Meine therapeutische Arbeit basiert auf einem ganzheitlichen, humanistischen Menschenbild und einem entwicklungs- und ressourcenorientierten Ansatz.

Es ist mir wichtig, die autistische Symptomatik in einem sinnhaften Kontext als Bewältigungsstrategie für eine andere Art der Informationsverarbeitung zu sehen und nur insofern als veränderungsbedürftig, wie daraus ein Leidensdruck für die Betroffenen bzw. ihr Umfeld entsteht, ihre Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft eingeschränkt ist und sie ihr Recht auf Selbstbestimmung und Partizipation nicht ausüben können.

Mein Verständnis von Autismus orientiert sich am bio-psycho-sozialen Modell im Sinne einer Wechselwirkung von biologischen, Personen- und Umweltfaktoren, weshalb die Therapie neben Klienten orientierten Maßnahmen auch die Familie und das erweiterte Umfeld (z.B. Schule) miteinbezieht. Insbesondere in der Frühtherapie sind Eltern wichtige Partner im therapeutischen Prozess und werden als Fachleute für Ihr Kind auf Augenhöhe aktiv in die Therapie miteinbezogen.