Psychotherapie für Menschen im Autismus-Spektrum

Nach HPG (Heilpraktikergesetz)

Alternativ zur Autismustherapie gibt es in meiner Praxis zusätzlich die Möglichkeit der Psychotherapie (im Rahmen des Heilpraktikergesetzes) für Menschen mit Autismus. Sie wird in der Regel von Erwachsenen oder Eltern von Babys und Kleinkindern in Anspruch genommen, ist aber auch für Kinder un dJugendliche möglich.

Die Therapie wird jedoch von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen und ist leider nur auf Selbstzahlerbasis möglich. Der Vorteil ist, dass die Therapie - bei vorhandenen Kapazitäten - ohne Wartezeiten und z.B. auch ergänzend zu einer Psychotherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten stattfinden kann.

dieses angebot eignet sich für:

  • Betroffene mit Diagnose im Autismus-Spektrum, für die eine Autismustherapie als Eingliederungshilfe nicht in Frage kommt oder nicht notwenig ist.
  • Personen, die (noch) keine gesicherte ASS-Diagnose haben, bei denen jedoch ein diesbezügliche Verdacht vorliegt und die sich eine Autismus spezifische Unterstützung wünschen, ohne, dass eine entsprechende Diagnose für die Hilfe vorausgesetzt wird, bzw.:
  • Personen, die sich im subklinischen Bereich des Spektrums befinden (entsprechend dem "Breiten Autismus-Phänotyp"/BAP). Dies sind Personen, die zwar bestimmte Besonderheiten aufweisen, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen autistischen Denk- und Wahrnehmungsstil zurückzuführen sind, die jedoch dadurch nicht maßgeblich eingeschränkt sind und keinen damit verbundenen deutlichen Leidensdruck empfinden, sodass in der Regel keine klinische Diagnose gestellt wird. Hier dient die Therapie/Beratung dazu, sich selbst besser kennenzulernen, manche Eigenarten und Schwierigkeiten besser verstehen zu können, damit in Verbindung stehende psychische Symptome zu lindern und Lösungen zu finden, um im Sinne der Prävention einer späteren Dekompensation z.B. bei zunehmenden Anforderungen vorzubeugen. 
  • Angehörige von Menschen mit Autismus 
  • Paare mit Autismus oder einem autistischen Partner

 

Unterschied zur Autismustherapie

Die Autismustherapie für Erwachsene im hochfunktionalen Bereich des Spektrums enthält auch viele Aspekte der Psychotherapie, beinhaltet jedoch zusätzlich pädagogische Elemente und ist in der Ausrichtung mehr lebenspraktisch ausgerichtet. Das Ziel der Autismustherapie ist die Verbesserung der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Dabei arbeite ich häufig auch eng mit dem relevanten Umfeld zusammen.

Die Psychotherapie für Menschen mit Autismus richtet sich an Betroffene ohne oder mit nur geringen Einschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe und einem in der Regel geringen Unterstützungsbedarf. Dies sind häufig Menschen, die (noch) nicht oder spät diagnostiziert wurden, sich sehr gut anpassen und ihre Schwierigkeiten kompensieren konnten. Dieser dauernde Extraaufwand in Form von Kompensation und Anpassung an ein neurotypisches Umfeld kostet jedoch Kraft und ist häufig auch nicht 100% erfolgreich, sodass es im beruflichen oder sozialen Bereich zu Überlastungen kommt.

Ziele und Themen

In der Psychotherapie für Menschen im Autismus-Spektrum geht es zunächst oft um die Auseinandersetzung mit den eigenen Besonderheiten. Zu verstehen, warum man tickt, wie man tickt, ist oft der erste Schritt zu Verständnis und Akzeptanz sich selbst gegenüber. Es geht um die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und wie man diese anderen gegenüber kommunizieren kann, die Analyse von schwierigen sozialen Situationen, Autismus spezifische Methoden zur Selbstorganisation, Selbstregulation u.s.w. Die Entwicklung realistischer Zukunftsperspektiven, die Behandlung leichter Formen bestimmter psychiatrischer Sekundärerkrankungen oder Komorbiditäten (Angststärungen, depressive Episoden, Zwangsstörungen etc.).

inhalte der therapie können sein:

  • Psychoedukation - Was bedeutet Autismus eigentlich und was ist an mir autistisch?  Was ist anders bei Nicht-Autisten? Wieso ticken die oft so anders als ich?
  • Selbstannahme und Selbstwerterleben - Was bedeutet die Diagnose für mich? Wie kann ich sie in mein Selbstbild und meine Lebensplanung integrieren? Was sind die positiven Seiten einer autistischen Persönlichkeit? 
  • Gesunde Balance zwischen Anpassung und Authentizität - Wann und wieviel Kompensation ist sinnvoll? Wann, wie und mit wem kann ich ich selbst sein?
  • Klärung konkreter sozialer Situationen - Was sind meine eigenen Anteile und was tragen andere dazu bei, wenn etwas in sozialen Situationen schief geht? Wie nimmt mich meine Therapeutin in der Therapiesituation wahr und welches Feedback bekomme ich da? Wie kann ich in sozialen Situationen kompetenter handeln?
  • Raum für autistische Bedürfnisse schaffen - Die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und Nischen dafür schaffen. 
  • Werte klären und einen Sinn im Leben finden - Was für ein Mensch möchte ich sein? Was ist mir wirklich wichtig (und wo versuche ich nur,  gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen)? Welche Werte möchte ich leben? Wir kann ich dies tun? 
  • Umgang mit Stresssituationen, Overloads und sensorischen Besonderheiten - Welche Situationen überfordern mich? Welche davon kann ich vermeiden oder abmildern? Wie kann ich trotz unvermeidbaren Stressoren in der Balance bleiben? 
  • Organisation und Zielfindung - Wie kann ich Wichtiges von Unwichtigem trennen und mich selbst strukturieren? Wie Ziele und Handlungen realistisch planen und dran bleiben, ohne mich ablenken zu lassen?
  • Wenn Sprechen (manchmal) nicht klappt - Welche alternativen Kommunikationswege und Hilfsmittel können mir helfen?
  • Hilfe bei der Bewältigung des Alltags - Wie kann ich mit bestimmten beruflichen Herausforderungen besser zurecht kommen? Wie kann ich meinen Haushalt führen oder Termine einhalten?
  • Selbstgefühl und Selbstwahrnehmung - eigene Gefühle wahrnehmen und benennen können; die interozeptive Wahrnehmung stärken; Körpergefühl und Körperschema
  • Beziehungen und Familie - Wie kann ich einen Partner kennenlernen und eine erfüllende Beziehung führen in der ich sein kann, wie ich bin? Was würde es für mich bedeuten, Mutter oder Vater zu werden? Welche Stärken kann ich meinen Kind mitgeben? Wie können Aspekte des Elternseins kompensiert werden, die mir schwer fallen?

 

Methodenspektrum

In der Psychotherapie mit Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Autismus-Spektrum kommen u.a. folgende allgemein psychotherapeutischen Methoden zum Einsatz, die jeweils individuell an die autistischen Besonderheiten und das Fähigkeitsprofil der Person adaptiert werden:

  • Diagnostik von ASS sowie ggf. Screening auf Sekundärerkrankungen
  • Klientzentrierte Gesprächspsychotherapie (auch Focusing-Therapie)
  • Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie
  • Interventionen aus der Akzeptanz-Commitment-Therapie
  • Schematherapeutische Ansätze
  • Psychoedukation
  • Familien- und Umfeldorientierte Interventionen
  • Training sozialer Kompetenzen
  • Entspannungsverfahren
  • Expositionsverfahren
  • Emotions- und Selbstregulationstraining
  • Paartherapie (ggf. mit einem weiteren Therapeuten)
  • Bei Babys und Kleinkindern: beziehungsorientierte Eltern-Kind-Interaktionstherapie

Psychotherapeutische Begleitung Angehöriger

Bei der psychotherapeutischen Begleitung von Angehörigen geht es zum Einen um die Vertiefung des Verständnisses für die autistische Person und die Entwicklung von Lösungen für alltägliche Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber auch um die Themen Selbstfürsorge, Akzeptanz der eigenen Lebenssituation und der Diagnose des Angehörigen, Entlastung, die Aktivierung von Ressourcen, etc.

Paartherapie

Viele Menschen mit Autismus haben einen starken Wunsch nach einer Partnerschaft oder auch einer Familie und können viele Stärken und Qualitäten in enge Beziehung miteinbringen (wie z.B. Ehrlichkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit oder andere individelle Stärken). Gleichzeitig sind sie durch ihre Autismus spezifischen Besonderheiten in anderen Lebensbereichen (z.B. im Beruf) oft so stark gefordert und müssen dort so viel kompensieren, dass die Beziehung darunter leiden kann, weil einfach nicht mehr genug Energie übrig ist, um sich auf den Partner einzustellen und sich um seine Bedürfnisse zu kümmern. Häufig kommt es zu Missverständnissen in der Paarbeziehung und der nicht-autistische Partner kann sich ungeliebt, zurückgewiesen oder alleingelassen fühlen, wenn der autistische Partner auf der Sachebene bleibt, wenn es dem nicht-autistischen Partner um die Beziehungsebene und einen emotionalen Kontakt geht.

In der Paartherapie geht es daher darum, das Verständnis füreinander auf beiden Seiten zu fördern, Missverständnisse zu klären und Wege zu einer für beide Seiten erfüllende Beziehung zu finden.