Autismustherapie für Kinder von 0-6

Babys und Kleinkinder mit Verdacht auf ASS

Häufig werden die ersten Anzeichen für eine Autismus-Spektrum-Störung im zweiten bis dritten Lebensjahr deutlich. Manchmal bemerken Eltern jedoch schon in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes, dass etwas anders ist. Vielleicht lächelt Ihr Baby nicht zurück, wenn Sie es anlächeln, wendet sich Ihnen nicht zu, wenn Sie sich nähern oder es ansprechen, lässt sich nicht von Ihnen beruhigen oder reaiert nicht mit Freude und Erwartung bei den typischen Babyspielen. Solche Verhaltensweisen können erste Anzeichen für Autismus sein, können aber auch andere Ursachen haben, die dringend ärztlich abgeklärt werden sollten. Falls Ihr Baby oder Kleinkind dauerhaft sehr wenig mit seiner Umwelt interagiert (d.h. z.B. nicht einfach nur ein sehr ruhiges Kind ist, das vielleicht viel schläft, aber interessiert am Kontakt und da, wenn es wach ist) und medizinische oder andere Ursachen, wie z.B. konstante Reizüberflutung, ausgeschlossen werden können, kann ein Autismus spezifisches Elterncoaching sinnvoll sein.

Beziehungsorientiertes Elterncoaching

Die Therapie mit Babys und Kleinkindern findet in Form eines Elterncoachings statt, bei dem die Interaktion und die Einstimmung zwischen Ihnen und Ihrem Kind im Mittelpunkt steht.

Das bedeutet nicht, dass Sie als Eltern etwas falsch gemacht haben und Schuld an der anderen Entwicklung ihres Kindes sind! Vielmehr ist es so, dass Ihr Kind aufgrund der anderen Art, wie sein Nervensystem strukturiert ist, wie es Reize verarbeiten und darauf handelnd reagieren kann, mehr Schwierigkeiten als "neurotypische" (d.h. sich "normal" entwickelnde) Kinder hat, mit seiner Umwelt zu interagieren. Daher sind an Sie als Eltern eines Kindes im Autismus-Spektrum viel höhere Anforderungen gestellt, sich auf Ihr Kind einzustellen, seine oft sehr subtilen Signale zu lesen und Interaktionen so zu gestalten, dass Sie es erreichen und in eine gemeinsame Welt holen können. Dabei versuche ich Sie im Rahmen des Elterncoachings zu unterstützen.

Rahmenbedingungen

In der Regel werden die Kosten für ein Elterncoaching vor Diagnosestellung nicht von einem Kostenträger übernommen. Die Therapie kann auch online in Form von Videoanalysen von Interaktionssequenzen mit Ihrem Kind durchgeführt werden.

Autismustherapie für Klein- und Vorschulkinder

In der Arbeit mit jungen Kindern mit (Verdacht auf) Autismus-Spektrum-Störung steht der beziehungsorientierte DIR/Floortime-Ansatz im Zentrum meines therapeutischen Vorgehens. Die Basis bildet dabei ein möglichst differenziertes Verständnis des individuellen Wahrnehmungs- und Entwicklungsprofils Ihres Kindes:

  • Welche Kompetenzen und Fähigkeiten hat Ihr Kind bereits erreicht, wo steht es gerade in seiner Entwicklung und bei welchen Entwicklungsschritten braucht es Unterstützung? 
  • Wie nimmt es die Welt war? Wo sind seine (sensorischen) Stärken und Schwächen und wie sollten Interaktionen und Umgebungen gestaltet sein, damit es sich bestmöglich darauf einlassen kann und weder über- noch unterstimuliert ist?
  • Auf welche Sinnesreize reagiert es? Welche Intensität? Welche Tonlage? Schnelle oder langsamer Bewegungen? Leichte oder feste Berührungen? Liebt es starke visuelle Stimuli (Licht, Farben, Bewegung) oder meidet es diese? Reagiert es gestresst auf bestimmte Gerüche? Wie ist sein Schlaf? Wie seine Verdauung? Wie passen Sie als Eltern mit Ihrem individuellen Profil zu dem Ihres Kindes? Wo können Sie sich gut begegnen? Wo holpert es?
  • Wie können Sie ihr Kind "abholen" und in ein gemeinsames Spiel locken? Wie können Sie Routinen aufbauen, die es liebt und die eine Erwartung in ihm wecken, aus der heraus es kommunizieren möchte, was es will? 

Da Sie als Eltern die meiste Zeit mit Ihrem Kind verbringen und daher auch den größten Einfluss auf seine Entwicklung haben, ist es wichtig, dass Sie aktiv an der Therapie beteiligt und in den meisten Therapiestunden anwesend sind. 

Ziel ist, ihr Kind in "seiner Welt" abzuholen und es in eine "gemeinsame Welt" zu begleiten, die es als sinnhaft erlebt und wertschätzen kann und ihm dabei zu helfen, in seinem Tempo und auf seine Art dieselben Entwicklungsschritte zu machen, die alle Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden meistern müssen.

Ganzheitliche beziehungsorientierte Entwicklungsförderung nach DIR/Floortime

DIR/Floortime ist ein moderner, beziehungsorientierter Therapieansatz, dessen Wirksamkeit bei der Behandlung der Kernsymptomatik von Kindern mit Autismus/ASS in wissenschaftlichen Studien erwiesen wurde (Forschung).

 

D.I.R. ist das theoretische Modell und steht für:

  • D evelopmental - also entwicklungsorientiert
  • I ndividual-differences - also, die individuellen Unterschiede jedes Menschen berücksichtigend, und
  • R elationship-based - also beziehungsorientiert

Floortime ("Bodenzeit") ist die praktische Anwendung dieses Modells in der Therapie, die hauptsächlich in spielerischen Interaktionen mit dem Kind passiert. Die Maxime ist, das Kind in seiner ("autistischen") Welt abzuholen und in eine gemeinsame Welt zu begleiten - und zwar nicht mit Zwang oder durch Belohnung/Bestrafung, sondern weil es aus sich selbst heraus den Wunsch entwickelt, dies zu tun und es die für es genau passende Unterstützung bekommt, die dafür notwendigen Entwicklungsschritte zu meistern.

 

Im Fokus steht die Förderung der fundamentalen sozial-emotionalen Fähigkeiten, die neurotypische Kinder in den ersten Lebensmonaten und -jahren fast "automatisch" entwickeln, während Kinder mit Autismus/ASS aufgrund ihrer neurobiologischen Unterschiede oft mit bestimmten Schwierigkeiten zu kämpfen haben und daher besondere Unterstützung von ihrem Umfeld benötgen, um diese Kompetenzen zu meistern. Dabei geht es um Fähigkeiten wie:

  • (Selbst)regulation (ausgeglichen und aufmerksam sein können), um sich mit Interesse der Welt zuwenden zu können
  • Fokussierte und geteilten Aufmerksamkeit (sich auf etwas fokussieren können und dabei auch die Aufmerksamkeit einer anderen Person im Fokus haben)
  • Soziale Bezugnahme und soziale Motivation (den Kontakt mit anderen Menschen suchen und als wichtig und sinnhaft erleben)
  • Initiierung sozialer Interaktionen zunächst mithilfe von Gesten und nonvervaler Kommunikation (von sich aus Kontakt herstellen können und dabei nicht nur oder noch nicht sprachlich, sondern über verschiedene Kanäle - auch durch Körpersprache, Mimik, Tonlage etc. - kommunizieren können)
  • Die Fähigkeit zur Nachahmung als wichtige Voraussetzung für soziales Lernen
  • Mit anderen Menschen auf komplexe Weise interagieren können, um gemeinsam konkrete Probleme zu lösen
  • Ab dem Vorschulalter dann vermehrt auch logisches und symbolisches Denken; Gedanken miteinander verbinden können
  • Geschichten erzählen anhand von logisch/emotionalem Denken, auch über Vergangenes und die Zukunft