Autismustherapie für Erwachsene

Kostenübernahme

Die Therapie für Erwachsene mit Autismus/ASS kann nach Antragstellung als Leistung der Eingliederungshilfe über ein Persönliches Budget vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) finanziert werden. Es gibt jedoch eine Einkommensgrenze, bis zu welcher die Kosten voll oder anteilig übernommen werden. Auch die Agentur für Arbeit oder die Rentenversicherung können in Einzelfällen die Therapie finanzieren, wenn sie notwendig ist, um einen Arbeitsplatz zu finden oder die Erwerbsfähigkeit zu erhalten.

Für Menschen mit hochfunktionalem Autismus/Asperger-Syndrom, die die Einkommensgrenze überschreiten oder Personen ohne Diagnose besteht in meiner Praxis zusätzlich die Möglichkeit einer Psychotherapie für Menschen mit ASS, die auch ergänzend zu einer psychotherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten stattfinden kann. Die Kosten dafür werden jedoch nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen und müssen selbst finanziert werden.

Inhalte der Therapie

therapie für erwachsene mit hochfunktionalem autismus/Asperger-syndrom und geringem unterstützungsbedarf

Inhalte und Abgrenzung zur Psychotherapie: Die Therapie für Menschen im hochfunktionalen Bereich des Autismus-Spektrums enthält viele psychotherapeutische Elemente. Sie kann daher grundsätzlich dieselben Themen und Methoden beinhalten, die auch Inhalte einer Psychotherapie in meiner Praxis sein können (sie können daher auf der Unterseite Psychotherapie nachgelesen werden).

Während die Psychotherapie auf die Linderung von Symptomen (d.h. von belastenden Symptomen der ASS oder auch von Sekundärerkrankungen) und die Verbesserung der Lebensqualität abzielt, ist das Ziel der Autismustherapie die Verbesserung der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Daher hat die Autismustherapie für Erwachsene zusätzlich eine mehr lebenpraktische und umfeldorientierte Ausrichtung.

Der Fokus kann je nach individueller Zielsetzung auf der Verbesserung der sozialen Teilhabe, der Teilhabe im Rahmen einer Berufsausbildung oder eines Studiums oder der Teilhabe am Arbeitsleben liegen. Dabei kann es um Themen gehen wie:

  • eine geeignete Ausbidung, ein Studium oder eine Weiterbildung absolvieren
  • den Übergang in's Berufsleben gestalten
  • eine Arbeitsstelle finden und halten (ohne sich dabei langfristig zu überfordern)
  • von zuhause ausziehen und selbstständig oder in einer betreuten Wohnform leben
  • Alltagskompetenzen im Hinblick auf ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben erlernen
  • Sozial eingebunden sein, Freundschaften oder eine Partnerschaft finden und aufrecht erhalten
  • etc.

Psychoedukation - Was bedeutet Autismus eigentlich und was ist an mir autistisch?  Was ist anders bei Nicht-Autisten? Wieso ticken die oft so anders als ich?

 

Selbstannahme und Selbstwerterleben - Was bedeutet die Diagnose für mich? Wie kann ich sie in mein Selbstbild und meine Lebensplanung integrieren? Was sind die positiven Seiten einer autistischen Persönlichkeit? 

 

Gesunde Balance zwischen Anpassung und Authentizität - Wann und wieviel Kompensation ist sinnvoll? Wann, wie und mit wem kann ich ich selbst sein?

 

Klärung konkreter sozialer Situationen - Was sind meine eigenen Anteile und was tragen Andere dazu bei, wenn etwas in sozialen Situationen schief geht? Feedback zum eigenen Verhalten in der Therapiesituation bekommen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten in sozialen Situationen erweitern. 

 

Raum für autistische Bedürfnisse schaffen - Die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und Nischen dafür schaffen. 

 

Werte klären und einen Sinn im Leben finden - Was für ein Mensch möchte ich sein? Was ist mir wirklich wichtig (und wo versuche ich nur,  gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen)? Welche Werte möchte ich leben? Wir kann ich dies tun? 

 

Umgang mit Stresssituationen, Overloads und sensorischen Besonderheiten - Welche Situationen überfordern mich? Welche davon kann ich vermeiden oder abmildern? Wie kann ich trotz unvermeidbaren Stressoren in der Balance bleiben? 

 

Organisation und Zielfindung - Wie kann ich Wichtiges von Unwichtigem trennen und mich selbst strukturieren? Wie Ziele und Handlungen realistisch planen und dran bleiben, ohne mich ablenken zu lassen?

 

Wenn Sprechen (manchmal) nicht klappt - Welche  alternativen  Kommunikationswege und Hilfsmittel können mir helfen?

 

Hilfe bei der Bewältigung des Alltags - Wie kann ich mit bestimmten beruflichen Herausforderungen besser zurecht kommen? Wie kann ich meinen Haushalt führen oder Termine einhalten?

 

Selbstgefühl und Selbstwahrnehmung - eigene Gefühle wahrnehmen und benennen können; die interozeptive Wahrnehmung stärken; Körpergefühl und Körperschema

 

Beziehungen und Familie - Wie kann ich einen Partner kennenlernen und eine erfüllende Beziehung führen in der ich sein kann, wie ich bin? Was würde es für mich bedeuten, Mutter oder Vater zu werden? Welche Stärken kann ich meinen Kind mitgeben? Wie können Aspekte des Elternseins kompensiert werden, die mir schwer fallen?

 

Therapie für Erwachsene mit hohem Unterstützungsbedarf

In der Therapie von Menschen mit Autismus mit hohem Unterstützungsbedarf und ggf. einer zusätzlichen Intelligenzminderung geht es in der Therapie mit der Person selbst um Themen wie:

Wege der Spannungs- und Emotionsregulation finden, die auf das individuelle Fähigkeitsprofil abgestimmt sind

Verbesserung der kommunikativen Möglichkeiten (sprachlich oder in Form von alternativen Kommunikationsmitteln)

Erwerb alltagspraktischer Fähigkeiten und Verbesserungen der Selbstständigkeit durch verhaltenstherapeutische Methoden/TEACCH

Förderung der sozial-emotionalen Fähigkeiten durch beziehungsorientierte Interaktionstherapie

Verbesserung der Möglichkeit von Selbstbestimmung und Partizipation

Dadurch wird auch eine ursächliche Verringerung von herausfordernden und (für die Person selbst oder ihr Umfeld) problematischen Verhaltensweisen erreicht, da diese oft aus Hilflosigkeit und einem Mangel von Verhaltensalternativen resultieren.


Umfeldorientierte Maßnahmen: Je größer der Unterstützungsbedarf eines Menschen mit Autismus durch sein Umfeld ist, desto wichtiger ist es auch, sein Umfeld in die Therapie aktiv miteinzubeziehen, denn herausforderndes Verhalten resultiert immer aus einer Wechselwirkung zwischen Personen- und Umweltfaktoren. Durch einen verstehenden Zugang zum Erleben und Verhalten der betreffenden Person können Rahmenbedingungen hinterfragt und verändert werden, so dass es die autistische Person leichter hat.


Dies kann auch in Form einer Einzelberatung oder Teamsupervison erfolgen, ohne, dass die betroffene Person bei mir in Therapie sein muss. Als Online-Beratung ist dies auch  deutschlandweit möglich.